24
Landeskunde von Braunschweig und Hannover.
die erste Besetzung dnrch Preußen. Nachdem 1803 das Bistum Osnabrück durch den
Reichs-Deputations-Hauptschluß vollständig säkularisiert (verweltlicht) und Hannover zu-
gesprochen war, erfolgte alsbald die erste Besetzung durch die Franzosen. Das
hannoversche Heer, dem die Hände zum Widerstande gebunden waren, wurde durch die
Konventionen von Sulingen und Artlenburg aufgelöst. 1806 wurde H. von Na-
poleon an Preußen abgetreten und von diesem annektiert, jedoch infolge der Schlachten
von Jena und Auerstedt erschiene» alsbald wieder die Franzosen. Während sie den
größeren s. Teil dem ueugebildeten Königreiche Westfalen zuteilten, wurden die n.
Landschaften 1810 unmittelbar au Frankreich angegliedert, und so fristeten diese echt
deutschen Länder als die französischen Departements Ems superieur, Ems oriental,
Bouches du Weser, Bouches de l'elbe ein trübselig eswasein bis zur Befreiung i. 1.1813.
Indessen schon gleich nach der Konvention von Artlenburg hatten die Söhne des Landes
angefangen sich über den großen Werbeplatz Helgoland nach England zu flüchten, wo
sie alsbald zur Königl. Deutschen Legion vereinigt wurden. Nicht weniger als
27000 Hannoveraner haben im britischen Dienste für die Freiheit ihres Vaterlandes
gefochten, in Spanien nicht am wenigsten zu den britischen Erfolgen beigetragen und
mit Recht neben dem späteren „Waterloo" den Ehrennamen „Peninsula" als Inschrift
ihrer Helme erworben. Sie wird seit 1899 von den preußischen Regimentern weiter-
geführt, welche die Überlieferungen der entsprechenden hannoverschen aufgenommen haben.
Nach der Befreiung des Laudes vou den Franzosen war es der wiederhergestellten hau-
uoverschen Armee vergönnt, am 18. Juni 1815 ihrem Ruhmeskranze als schönstes Blatt
den Namen Waterloo einzuflechteu.
10) 1814—1806 das Königreich Hannover.
Durch die Wiener Schlußakte wurde dem inzwischen zum Königreiche erhobenen
Lande zwar Lauenburg genommen, aber das Herzogtum Areuberg-Meppen, die Fürsten-
tümer Hildesheim (ehemaliges Bistum) und Ostfriesland, die Grafschaften Bentheim und
Lingen, der n.w. Teil des Eichsfeldes und Goslar hinzugefügt. — Nach dem Tode Wi l-
Helms Iv., 1837, bestieg iu England die nächste weibliche Erbin, die Königin Victoria,
in Hannover der nächste männliche als König Ernst August den Thron. In demselben
Jahre erregte die Aufhebung des „Grundgesetzes" durch den König, die den Protest der
„Göttinger Sieben" hervorrief, uuliebsames Aufsehen weit über die Grenzen des Landes
hinaus. Zwar bestanden anch in der Folgezeit über das Maß der politischen Freiheiten,
die dem Volke zu gewähren wären, zwischen diesem und der Staatsregierung fortdauernd
erhebliche Meinungsverschiedenheiten, ebenso über die Beteiligung am nationalen Leben,
aber das Land erfreute sich doch einer vortrefflichen Verwaltung und kam in allen ma-
teriellen Fragen rüstig voran; so ging auch die Revolution von 1848 hier Verhältnis-
mäßig harmlos vorüber. Da aber i. I. 1866, als Preußen mit Österreich und anderen
Bundesstaaten in Krieg geriet, der König Georg V. die von Preußen gestellten Neutra-
litätssorderungen ablehnen zu müssen glaubte, so erklärte ihm dieses den Krieg. Die
hannoverschen Truppen wurden in höchster Eile bei Göttiugen zusammengezogen, ver-
säumten aber durch zwecklose Märsche auf dem Eichsfelde und in Thüringen die Gelegen-
heit zum Durchbruche nach Bayern, erfochten sodann zwar am 27. Juni den Sieg von
Langensalza über die Preußen, mußten sich aber am folgenden Tage, von allen Seiten
umstellt, ergeben. Nach dem Friedensschlüsse wurde Hannover dem preußischen Staate
einverleibt.
Die Ereignisse der folgenden Jahre gehören der allgemeinen deutschen
Geschichte an. Im Kriege 1870/71 haben die hannoverschen Truppenteile,
als Glieder des 7. und des 10. preußischen Armeekorps, rühmlich gekämpft.
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung]]
TM Hauptwörter (200): [T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig], T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose]]
Extrahierte Personennamen: Helms_Iv. Ernst August Georg_V.
Extrahierte Ortsnamen: Hannover Hannover Sulingen Artlenburg Jena Westfalen Frankreich Artlenburg Werbeplatz_Helgoland England Spanien Hannover Lauenburg Hildesheim Ostfriesland Lingen Goslar England Hannover Thüringen Bayern Langensalza
42
Landeskunde von Braunschweig und Hannover.
c. Einteilung in 6 Kreise (f. <S 25) unter Kreisdirektionen. Die Kreise bil-
den Kommunalverbände (der Kreis Braunschweig hat 3) mit je einem Kreistage
für die Verwaltung der eigenen Angelegenheiten. Kreisfonds von Mill. Jl.
d. Die Rechtspflege wird gehandhabt von 24 Amtsgerichten (s. S. 44) mit Schöffen-
gerichten für leichtere Straffälle, 1 Landgericht mit Schwurgericht und einem Ober-
landesgericht zu Brauuschweig. — Reichsgericht zu Leipzig.
s. Das Schulwesen befindet sich seit alters in Br. auf hoher Stufe. Kloster- und
Studienfonds (s. auch S. 43). Unter der Ober-Schul-Kommission zu Br. stehen die
höheren Schulen: 6 Gymnasien, 1 Realgymnasium, 1 Ober-Realschule, 2 Progymnasien,
4 Realschulen. — Die lutherischen Volksschulen und 4 höhere Töchterschulen stehen
unter dem Konsistorium zu Wolfenbüttel. — Lehrer- und Lehrerinnen-Seminare zu
Braunschweig und Wolfenbüttel.
Von Fachschulen sind zu nennen: Die Landwirtschaftliche Schule Marienberg zu
Helmstedt, die Baugewerkschule zu Holzminden, die Schule für Zuckerindustrie, die Dro-
gisten-Akademie und die Taubstummeu-Anstalt zu Br.
Technische Hochschule Carola Wilhelmina zu Br.
Der Pflege von Kunst und Wissenschaft dienen ferner die berühmte Herzogl.
Bibliothek zu Wolfenbüttel, das Archiv daselbst, das Museum zu Braunschw. n. s. w.
f. Kriegswesen. Die Leitung der herzoglichen Truppen ist durch die Militär-Kon-
vention von 1886 an Preußen übertragen. Sie gehören dem X. Armeekorps an und
bestehen aus 1 Infanterie- und 1 Husaren-Regiment, 1 Batterie Feldartillerie und 2 Land-
wehr-Bataillone. Besatzungsorte s. S. 44.
Die Landesfarben sind Blau und Gelb. Das senkrecht geteilte kleinere Wappen
zeigt rechts zwei goldene Löwen im roten, links einen blauen Löwen im goldenen Felde.
Das Wahrzeichen des Landes ist das weiße sächsische (laufende) Roß im roten Felde.
B. Hannover.
a. Das staatliche Leben im Königreiche Hannover wurde nach der unter dem
Könige Ernst August 1840 gegebenen Staatsverfassung geregelt, bis 1867 die (im Jahre
1850 vom Könige Friedrich Wilhelm Iv. verliehene) preußische Verfassung an deren
Stelle trat. Seit 1867 gilt außerdem für Preußen die Verfassung des Norddeutscheu
Bundes, welche 1871 zu derjenigen des Deutschen Reiches erweitert worden ist.
In das Herrenhaus entsendet Hannover 14 zum Teil vom König berufene
Mitglieder, in das Abgeordnetenhaus alle 5 Jahre 35 von Wahlmünnern, also durch
indirekte Klassenwahl gewühlte Abgeordnete, in den deutschen Reichstag endlich Ii)
nach dem allgemeinen, direkten Wahlrechte für 5 Jahre gewühlte Abgeordnete aus 19 Wahl-
kreisen, die beim Erlasse des Wahlrechts auf je 100060 Seelen abgegrenzt waren.
b. An der Spitze der Verwaltung steht der vom Könige ernannte Ober-Präsi-
dent, der in der Stadt Hannover seinen Sitz hat. Unter ihm die 6 Regierungs-
Präsidenten mit den Regierungen, welche die Regierungsbezirke leiten. — Hannover,
Osnabrück, Harburg, Hildesheim, Linden, Göttingen, Lüneburg, Celle und Emden bil-
den Stadtkreise; 69 Landkreise (s. S. 45 ff.) unter Landräten. — Bezirksausschüsse,
Kreisausschüsse.
c. Mancherlei innere Angelegenheiten sind nicht den königlichen Behörden, sondern
der Provinz zur Selbstverwaltung überlassen; dazu gehört der Ausbau und die Erhal-
tnng der Landes-Chausfeen, die Leitung der Landes-Bibliotheken, Verwaltung der Pro-
vinzialforsten und vieler gemeinnütziger Lehr- und Armenanstalten, Irrenanstalten u. s. w.
Zur Bestreitung der hierfür erforderlichen Ausgaben empfängt die Provinz jährlich
'
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land]]
TM Hauptwörter (200): [T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser]]
Extrahierte Personennamen: Carola_Wilhelmina Ernst August Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
56
Vii. Staatliche Einrichtungen.
mit einem Einkommen über 900 M erreichten 1912 folgende Durchschnitts-
einkommen:
Kgr. Preußen Hannover Hildes- heim Lüneburg Stabe Osna- brück Aurich
überhaupt ....... 2207 2212 2077 1866 1780 1944 2226
in den Städten..... 2413 2358 2350 2123 1929 2252 2467
in den Landgemeinden und
Gutsbezirken üb. 2000 E. 1804 1636 1920 1661 1743 1711 1941
in den übrigen..... 1855 1738 1780 1691 1666 1630 1999
Hierbei fällt die günstige Stellung Ostfrieslands auf, das den Durchschnitt des
Staates in allen Punkten nicht unerheblich übertrifft. In fast allen übrigen bleibt
Hannover unter jenem Durchschnitte, erfreut sich also nur einer bescheidenen Wohl-
habenheit. — Braunschweig gilt mit Recht für eins der wohlhabendsten Länder des
Reiches.
Vii. Staatliche Einrichtungen.
A. Hannover.
a) Das staatliche Leben im Königreiche Hannover wurde nach der unter dem
Könige Ernst August 1840 gegebenen Staatsverfassung geregelt, bis 1867 die (im
Jahre 1850 vom Könige Friedrich Wilhelm Iv. verliehene) preußische Verfassung
an deren Stelle trat. Seit 1867 gilt außerdem für Preußen die Verfassung des
Norddeutschen Bundes, die 1871 zu der des Deutschen Reiches erweitert
worden ist.
In das Herrenhaus entsendet Hannover 16, darunter 10 - zum Teil vom König -
berufene und 6 erbberechtigte Mitglieder, in das Abgeordnetenhaus alle 5 Jahre 36
von Wahlmännern, also durch indirekte Klassenwahl gewählte Abgeordnete, in den
Deutschen Reichstag endlich 19 nach dem allgemeinen, direkten Wahlrechte für
5 Jahre gewählte Abgeordnete aus 19 Wahlkreisen, die beim Erlasse des Wahlrechts
auf je 100000 Seelen abgegrenzt waren.
b) An der Spitze der Verwaltung steht der vom König ernannte Oberprä-
sident, der in der Stadt Hannover seinen Sitz hat. Unter ihm die 6 Regierungs-
Präsidenten mit den Regierungen, welche die Regierungsbezirke leiten. — Hannover,
Osnabrück, Harburg, Hildesheim, Linden, Göttingen, Lüneburg, Celle und Emden
bilden Stadtkreise; 69 Landkreise (s. S. 59 ff.) unter Landräten. - Bezirks-
ausschüsse, Kreisausschüsse.
c) Mancherlei innere Angelegenheiten sind nicht den königlichen Behörden, sondern
der Provinz zur Selbstverwaltung überlassen,' dazu gehören der Ausbau und die Cr-
Haltung der Landes-Ehausseen, die Leitung der Landes-Bibliotheken, Verwaltung der
Provinzialforsten und vieler gemeinnützigen Lehr- und Armenanstalten, Irrenanstal-
ten usw. Zur Bestreitung der hierfür erforderlichen Ausgaben empfängt die Provinz
jährlich 4.7 Mill. M aus der Staatskasse und erhob 1912/13 eine Provinzialsteuer von
4,36 Mill. M. Etat 12,48 Mill. M. Über ihre Verwendung bestimmt der Provinzial-
Landtag, der aus 113 Mitgliedern besteht? er wählt zu seiner Vertretung den Provinzial-
ausschuß mit 14 Mitgliedern und das Landesdirektorium, das die Geschäfte führt.
Als eine eigenartige Einrichtung besteht in Hannover die Klosterkammer, die
ein bedeutendes Vermögen, namentlich an Gütern und Forsten, besitzt. Die „Kloster-
Kasse" wurde 1650 aus den Einkünften einiger eingezogenen katholischen Klöster und
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe]]
TM Hauptwörter (200): [T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch]]
Extrahierte Personennamen: Ernst August Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
V. Geschichte.
43
von Ersfeld (1758) und Minden (1759) ausgezeichnet ist. — In den Koalitions-
kriegen am Rheine taten sich hannoversche Truppen, bei denen damals Scharnhorst
einen Teil der Artillerie befehligte, besonders durch den Ausbruch aus dem belagerten
Menin unter General v. Hammerstein 1794 hervor. Das Jahr 1891 brachte
auf kurze Zeit die erste Besetzung durch Preußen. Nachdem 1893 das Bistum
Osnabrück durch den Reichs-Deputations-Hauptschluß vollständig säkularisiert (ver-
weltlicht) und Hannover zugesprochen war, erfolgte alsbald die erste Besetzung
durch die Franzosen. Das hannoversche Heer, dem die Hände zum Widerstande
gebunden waren, wurde durch die Konventionen von Sulingen und Artlenburg
aufgelöst. 1896 wurde Hannover von Napoleon an Preußen abgetreten und von
diesem annektiert, jedoch infolge der Schlachten von Jena und Auerstedt erschienen
alsbald wieder die Franzosen. Während sie den größeren südlichen Teil dem neu-
gebildeten Königreiche Westfalen zuteilten, wurden die nördlichen Landschaften
1819 unmittelbar an Frankreich angegliedert, und so fristeten diese echt deutschen
Länder als die französischen Departements Bms-superisur, Ems-oriental, Bouches-
du-Weser, Bouches-de l'elbe ein trübseliges Dasein bis zur Befreiung im Jahre 1813.
Indessen schon gleich nach der Konvention von Artlenburg hatten die Söhne des Landes
angefangen, sich über den großen Werbeplatz Helgoland nach England zu flüchten, wo
sie alsbald zur Königl. Deutschen Legion vereinigt wurden. Nicht weniger als
27 999 Hannoveraner haben im britischen Dienste für die Freiheit ihres Vaterlandes
gefochten, in Spanien nicht am wenigsten zu den britischen Erfolgen beigetragen und
mit Recht neben dem späteren „Waterloo" den Ehrennamen „peninsula" als Inschrift
ihrer Helme erworben. Sie wird seit 1899 von den preußischen Regimentern weiter-
geführt, welche die Überlieferungen der entsprechenden hannoverschen aufgenommen
haben. Nach der Befreiung des Landes von den Franzosen war es der wiederher-
gestellten hannoverschen Armee vergönnt, am 18. Juni 1815 ihrem Ruhmeskranze als
schönstes Blatt den Namen Waterloo einzuflechten.
10. 1814- 1866 das Königreich Hannover.
Durch die Wiener Schlußakte wurde dem inzwischen zum Königreich erhobenen
Lande zwar Lauenburg genommen, aber das Herzogtum Arenberg-Meppen, die Fürsten-
tümer Hildesheim (ehemaliges Bistum) und Ostfriesland, die Grafschaften Bentheim
und Lingen, der nordwestliche Teil des Eichsfeldes und Goslar hinzugefügt. — Nach
dem Tode Wilhelms Iv., 1837, bestieg in England die nächste weibliche Erbin, die
Königin Viktoria, in Hannover der nächste männliche als König Ernst August den
Thron. In demselben Jahre erregte die Aufhebung des „Grundgesetzes" durch den
König, die den Protest der „Göttinger Sieben" hervorrief, unliebsames Aufsehen weit
über die Grenzen des Landes hinaus. Zwar bestanden auch in der Folgezeit über
das Maß der politischen Freiheiten, die dem Volke zu gewähren wären, zwischen
diesem und der Staatsregierung fortdauernd erhebliche Meinungsverschiedenheiten,
ebenso über die Beteiligung am nationalen Leben, aber das Land erfreute sich doch
einer vortrefflichen Verwaltung und kam in allen materiellen Fragen rüstig voran;
so ging auch die Revolution von 1848 hier verhältnismäßig harmlos vorüber. Da
aber im Jahre 1866, als Preußen mit Österreich und anderen Bundesstaaten in Krieg
geriet, der König Georg V. die von Preußen gestellten Neutralitätsforderungen ab-
lehnen zu müssen glaubte, so erklärte ihm dieses den Krieg. Die hannoverschen Truppen
wurden in höchster Eile bei Göttingen zusammengezogen, versäumten aber durch zwecklose
Märsche auf dem Eichsfelde und in Thüringen die Gelegenheit zum Durchbruche nach
Bayern, erfochten sodann zwar am 27. Juni den Sieg von Langensalza über die
Preußen, mußten sich aber am folgenden Tage, vcn allen Seiten umstellt, ergeben. Nach
dem Friedensschlüsse wurde Hannover dem Preußischen Staate einverleibt.
Die Ereignisse der folgenden Jahre gehören der allgemeinen deutschen Be-
schichte an. Im Kriege 1870/71 haben die hannoverschen Truppenteile, als
Glieder des 7. und des 10. preußischen Armeekorps, rühmlich gekämpft.
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung]]
TM Hauptwörter (200): [T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig], T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T60: [Mann Heer Jahr Offizier Soldat Landwehr Truppe Krieg Armee Regiment], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark]]
Extrahierte Personennamen: Napoleon Wilhelms_Iv. Wilhelms_Iv. Ernst August Georg_V.
Extrahierte Ortsnamen: Rheine Sulingen Artlenburg Jena Westfalen Frankreich Artlenburg Werbeplatz_Helgoland England Spanien Hannover Lauenburg Hildesheim Ostfriesland Lingen Goslar England Hannover Bayern Langensalza